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Das Bahnhofshotel in Kappeln

Ein Haus mit Geschichte

Im Jahre 1902 erwarb der Gastwirt August Griesbach das Grundstück IV. Quartier Nr. 19 vom Schiffsreeder Georg Lassen und das daneben gelegene Grundstück IV. Quartier Nr. 19b (zu der Zeit die alte Wirtschaft "Hotel Stadt Kiel") vom Gastwirt Carl Brix. Bei der späteren Neuordnung der Lagebezeichnung wurde dieses neue Gesamtgrundstück von 609 qm eingeordnet als gelegen "Am Hafen 12".

Am 19.3.1902 wurde dem August Griesbach die Genehmigung zum Bau eines "Wohnhauses und Hotels" erteilt, also eine Kombination von Mietwohnungen und Hotel. Der Bau wurde am 28.4.1902 begormen. Einige Monate später wurde auch noch ein Anbau genehmigt, es ist aber nicht feststellbar, ob es sich hierbei etwa um den späteren Saal gehandelt hat. Interessant ist, daß Griesbach am 25.5.1904 einen Antrag auf Entschädigung in Höhe von 300 Mark stellte, weil der Neubau wegen Einhaltung der Fluchtlinie etwas zurückgezogen gebaut werden mußte und dadurch 30 qm Bauland verloren gingen. Der Gastwirt Griesbach hatte aber bereits im Jahre 1911 das Gewese an den Bauuntemehmer Knutz aus Kiel-Gaarden abgegeben und ist nach Amerika ausgewandert. K. übernahm das trotz nicht vollständig bezahlter Baukosten und baute es fertig.

Sein Konsessionsgesuch wurde 1912 aber abgelehnt, weil für die Wirtschaft "Kappelner Hof“, die er von dem Restaurateur L. Strieglitz übemommen hat, kein Bedürfnis für den Weiterbetrieb bestand. Ab November 1912 wurde der Betrieb dann geschlossen. Bereits 1914 verkaufte er das Gewese an Frau Henriette Lorenzen vom alten Flensburger Bahnhof. Die Bahnhofsverwaltung Kappeln der Flensburger und Eckernförder Kreisbahnen verlegte vom alten Nachbarhaus -Am Hafen 13/ 14- die Fahrkartenausgabe in den Neubau "Am Hafen 12".

Sie ist dort bis zur Stillegung der Eisenbahn im Jahre 1958 verblieben. Der Schwiegersohn von Frau Lorenzen Franz Bartz übernahm das Bahnhofshotel in den Jahren 1926 bis 1937. Nachdem wurde es an verschiedene Wirte verpachtet, bis Christiansen vom "Angler Hof“ in Süderbrarup mit V. Malottky je zur Hälfte 1973 das Haus kaufte. Die Wohnungen in dem Gebäude wurden fast immer vermietet, z. B. haben viele Jahre die beiden Lehrerinnen Frl. Marten und Frl. Tank dort gewohnt. Der letzte Pächter ist 1978 ausgezogen, danach stand das Gewese jahrelang leer. Zwischenzeitlich wurde das Gebäude als Nachtlokal "Zum Leuchtturm" genutzt. Im Jahre 1988 beantragte eine dänische Baufirma aus Odense eine Baugenehmigung zum Einbau von 11 Ferienwohnungen und einer Gaststätte. Der Bau wurde aber nicht vollständig ausgeführt. Danach befand sich dort die Gaststätte "Café Kö" und verschiedene andere Wirtschaften.

Hans-Peter Wengel
Stadtarchiv Kappeln

Historische Aufnahmen des Gebäudes aus verschiedenen Dekaden mit freundlicher Genehmigung des Kappelner Stadtarchivs unter Leitung von Herrn Hans-Peter Wengel